Ein Mahnmal für die Opfer des Kommunismus

1.Opfer

 

Es ist ja bekannt, dass sich viele Menschen, die in ihrem Leben von der DDR beschädigt wurden, diesem Begriff verweigern. Ich hingegen halte ihn für einen richtigen Begriff. Er hat das Potential seinen inneren Frieden zu finden, um im Anschluß daran, Frieden mit den Verhältnissen zu machen. Ihn abzulehnen hingegen bedeutet Verdrängung. Damit wird man das Trauma nicht los. Es muß scheinbar gar nicht groß sein. Ich z.B. mußte „nur“ die Ablehnung vom Abitur verkraften. Was ist das gegen jene, die Jahre unschuldig im Knast der DDR zugebracht haben? Und doch war es eine Befreiung für mich, die inneren Schmerzen anzuerkennen, die es bedeutete, dass ich als Jugendlicher einen unwiederbringlichen existentiellen Verlust zu verarbeiten hatte.

 

2. Schmerzen und Leid

 

In Deutschland gibt es ein ausdifferenziertes Milieu von Menschen die ganz persönlich vom Leid, das sie durch den Kommunismus erlitten haben, betroffen und geprägt sind. Man trifft sie bei den Gedenktreffen der stalinistischen Schweigelager in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, man trifft sie organisiert in den Opfergruppen. Man trifft sie ganz zufällig im persönlichen Gespräch, wenn z.B. ein Veranstalter von Kulturevents im sächsischen Vogtland davon erzählt, dass ihm 2 Jahre Knast sein Gedächtnis genommen haben. Für ihn als angehenden Schauspieler das Ende seiner Karriere. Man trifft sie in der Landwirtschaft, wenn einem vom Selbstmord des Großvaters erzählt wird, der die Zwangskollektivierung nicht ertragen hat. Man trifft sie in Hoheneck, oder in Bautzen, in Hohenschönhausen, oder in Chemnitz. Man trifft jene, deren Kinder zwangsadoptiert wurden. Man trifft die ehemaligen Jugendlichen aus den Spezialheimen der DDR. Man trifft die zwangsausgesiedelten. Man trifft die, die sich lieber haben einsperren lassen, als in der DDR zu bleiben. Und man trifft jene, deren Kinder an der Mauer erschossen wurden. Sie alle sind selten laut, halten sich viel häufiger im Hintergrund, als die seltenen Aktionen ihrer Interessenvertreter vermuten lassen. Und obwohl es in Deutschland, insbesondere in Ostdeutschland viele Gedenkstätten und Mahnmale gibt, existiert kein Ort, wo sie ihrer Trauer, ihres Verlustes, ihrer Schmerzen gedenken können. Wir wissen, dass Opfer von Verbrechen sich nichts sehnlicher wünschen als eine Entschuldigung ihrer Peiniger. So etwas kommt leider nur ganz selten vor. Die Installation eines Mahnmals für die Opfer des Kommunismus durch Politik und Gesellschaft kann hier Stellvertreterfunktion übernehmen. Kann Anerkennung und Schutz vermitteln.

 

3. Unglück

 

Über jene hinaus, die sich selbst als Opfer sehen, war die DDR für Deutschland ein Unglück. Dies ist mit dem Begriff des Kommunismus, seiner Ideologie, seiner Rechtfertigung von Leid, Repression und Unrecht nicht hinreichend beschrieben. Die DDR war mehr als nur einfach kommunistisch. Sie war auch Teil des sowjetischen Herrschaftsbereichs, welches unter Stalin seine größte Ausdehnung gefunden hat. Seine spezifischen Methoden der Machtsicherung, der Auslöschung ganzer Milieus, kultureller, religiöser, sozialer sowie ökonomischer Traditionen knüpften an den russischen Kolonialismus und Imperialismus an. Nicht zuletzt gehen auch die Teilung und Trennung Deutschlands mit auf sein Konto. Auch diesen Charakter trug also die DDR. Darüber hinaus fußte sie auf den Versuch mit ihrem Sozialismus einen antikapitalistischen Weg zu gehen, der das Leid, den diese Art zu wirtschaften für Millionen von Menschen mit sich brachte, dauerhaft überwinden wollte. Dieser Versuch ist gescheitert, und nicht nur deshalb weil er von der Sowjetunion, Lenin und Stalin ausging. Kundige Menschen haben dieses Scheitern vorausgesagt. Doch erst mit den Volksaufständen gegen die kommunistische Herrschaft 1989 in Mittel- und Osteuropa gilt er auch als historisch erledigt. Für dieses Unglück hat Deutschland nicht gesorgt, aber es ermöglicht. Ohne Hitlers Überfall auf den Rest Europas wären die Truppen Stalins nicht in Deutschland einmarschiert, hätte es keinen kalten Krieg gegeben. Wir tun gut daran, dieses Unglücks zu gedenken und zu mahnen, dass von Deutschland nie wieder Krieg und Vernichtung ausgehen. Die lobenswerten existierenden Gedenkstätten von Point Alpha über Hohenschönhausen bis zur Mauergedenkstätte können eine solche Funktion alleine nicht übernehmen.

 

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