Die Rattenfänger von Athen

In Griechenland teilen sich zwei Rattenfänger die Beute. Mit süßen Tönen hat Tsipras seine Griechen eingelullt, hat ihnen gesagt was sie hören wollten: Keine Sparmaßnahmen mehr, mehr Lohn, höhere Sozialleistungen. Die EU würde das bezahlen. Ohnehin waren es schließlich deren Sparmaßnahmen, die das Unheil über Griechenland brachten. Deshalb ist es doch nur Recht und billig, wenn die EU nun auch die Kosten ihres Unheils trägt.

Im Grunde hat Tsipras nur die Politik der alten Parteien, die bei den letzten Wahlen z.T. schwere Verluste hinnehmen mussten, z.T. ganz in der Versenkung verschwanden, fortgesetzt. Er ist nur skrupelloser dabei vorgegangen. Na klar, er mußte ja auch nicht regieren.

PASOK und Nea Dimokratia mußten das. Und sie waren mit der Währungskrise an ihrem absoluten Ende angelangt. Ohne Hilfe der EU hätten sie den Pferdekopf raushängen können. Und natürlich hat sich die EU nicht als Zahlmeister für die griechische Vetternwirtschaft und Korruption verstanden. Ja, der Weg war hart, den Griechenland gegangen ist; der Preis für jahrzehntelange Reformunwilligkeit und Kopf in den Sand stecken. Wahrscheinlich haben die Alt-Parteien immer noch gezögert, haben immer noch halbherzig und kraftlos agiert. Vor allem haben sie sich nicht getraut, dem Volk die ganze Wahrheit über die Misere mitzuteilen. Und die Verantwortung dafür zu benennen. Und wahrscheinlich war das Volk nicht bereit, diese Wahrheit zu akzeptieren. Denn anders hätte Tsipras gar nicht agieren können.

Tsipras hat kein Konzept für Griechenland. Er kann nicht zaubern. Er gibt den Griechen was sie haben wollen: Luftschlösser. In welchem Kerker sie zum Schluß landen werden, läßt sich heute noch nicht sagen. Erst mal haben sie jetzt zwei Rattenfänger als Führer. Die Vernunft sitzt wohl eher auf den Oppositionsbänken, wenn sie überhaupt dort sitzt. Die EU wird nicht mit sich spaßen lassen. Sie kann Kompromisse machen, vielleicht Fristen verlängern. Doch sie ist nicht in der Lage, die Griechen vom Reform- und Spardruck zu befreien. Das wird Tsipras nicht hindern, sie weiter für die griechische Notlage verantwortlich zu machen. Ohnehin wird die EU in seinen Augen vom ursprünglichen Ursurpator Deutschland dirigiert, der bis jetzt noch nicht mal seine Kriegsschulden bezahlt habe. Nur so kann er die Illusion der Griechen aufrechterhalten, dass sie um die harte Sanierungsarbeit des griechischen Gemeinwesens herum kommen könnten. Wahrscheinlich wird er eine Loslösung vom € ins Spiel bringen. Möglicherweise wird er sogar einen Austritt aus der EU anstreben. Er wird sein Schwarzes-Peter-Spiel intensivieren, er wird die alten Kräfte diskreditieren wo er kann, er wird vielleicht sogar anfangen, die nationale Karte zu spielen. Ja, wenn es schlimm kommt, wird er vielleicht versuchen die demokratischen Rechte der Opposition einzuschränken um seine Kritiker mundtot zu machen.

Tsipras hat seinen Erfolg seinem Populismus, verbunden mit seinem autoritären Führungsstil zu verdanken. Das ist bislang sein einziges, bislang sichtbar gewordenes Können.

An einem Kettchen aus Katzengold führt er seine Anhänger, die dem schönen Schein folgen, und nicht sehen wollen, dass er sie tatsächlich an der Nase herumführt. Wollen wir hoffen, dass sie es rechtzeitig merken. Denn sonst bewirkt Tsipras nichts anderes, als die griechische Misere auf einem höherem Level fortzusetzen, als Griechenland bisher schon ertragen musste.

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