Wenn Krankheit in unser Leben tritt

Was ist, wenn Krankheiten in unser Leben treten? Und sich mit Macht das Alter ankündigt. Was wir alle wissen, wird dann mit einem Mal schreckliche Gewissheit.


Die Weisen sagen es uns jeden Tag aufs Neue: „Bedenke, dass Du sterben musst!“ Doch wieviel Mühe wir uns auch geben, den Tod kann man nicht theoretisch erfassen. Wir stehen ganz anders da, wenn er seine Schatten auf uns wirft.


Das Leben wird dann endlich. Sein Ende nah. Dieser Schatten wird uns nun nicht mehr von der Seite weichen. Er ist unser Schatten geworden.


Sicher, wir können vieles machen. Wir können gesund leben, wir können Sport treiben, Wandern gehen. Wir können auch versuchen zu vergessen, und einfach so weiterleben wie bisher. Ganz gleich, was wir tun. Der Tod wird näher kommen.


In der Marienkirche zu Berlin ist noch zu DDR-Zeiten ein Totentanz entdeckt worden, im Eingangsbereich, in der untersten Turmetage, hat er die Jahrhunderte unter Zentimeter-dicken Putz überdauert. Wie hat der Tod damals auch die Menschen beschäftigt. Jetzt, wo wir selber unser Ende spüren, bringt uns dieser Totentanz, die Menschen, die ihn schufen, die Menschen, die vor Jahrhunderten starben, plötzlich näher.


Der Tod gehört nicht der Vergangenheit. Diese Vergangenheit, auch sie ist ein Teil von uns.


Es sind Sprüche, die da sagen, dass man im Angesicht des Todes intensiver lebe; Versuche sich mit dem Tode zu versöhnen. Das kann man nicht. Aber man kann begreifen, dass der Tod ein Teil des Lebens ist. jeder für sich kann das. Verordnen lässt sich eine solche Einstellung nicht.


Ich kenne Menschen, denen war ihr Tod eine Lösung. Nicht Erlösung. Sondern der Tod selbst eine verheißungsvolle Sehnsucht. Und sage niemand, dass er diese Sehnsucht nicht schon mal gespürt habe. Manch einem war sie schrecklich nah. Und manch einer hat einfach Glück gehabt, dass er ihr nicht gefolgt ist, dass er sich die Zeit zum Leben genommen hat, die ihm beschieden ist.


Doch das ist gar nicht das Thema. Krankheit ist das Thema. Mit ihr endet etwas, und beginnt was Neues. Nicht abrupt, die Phasen überlappen sich. Es heißt Abschied zu nehmen von der Illusion unbekümmerten, ewigen Lebens. Nicht auf Erden leben wir ewig. Und ob, an einem anderen Ort? Wer weiß das schon, und ist das wichtig?


Es geht jetzt nicht um das Genießen des Teiles vom Leben, den wir aller Voraussicht nach noch haben. Im Alter liegt auch Größe, liegt Wissen und Reife. Im Alter liegt aber auch Abschied. Alter und Krankheit, sind sie zwei Seiten einer Medaille? Irgendwie zusammen gehören sie wohl schon.


Wir haben es nicht in der Hand, den Zeitpunkt zu bestimmen, soviel Mühe wir uns darum geben, und so erfolgreich eine positive Einstellung, Lebensbejahungen in der Seele und im Verhalten immer auch sein können.  


Und wenn auch das größte Geschenk, das wir zu geben in der Lage sind, und das uns bei unseren allernächsten Menschen am schwersten fällt, darin besteht, Ja zu sagen, zu dem was sie tun, auch zu ihrem Umgang mit dem Leben ist das genau auch das wichtigste im Zeichen von Krankheit, Ja zu sagen zu dem Menschen, den wir lieben, und dessen Krankheit, käme sie auf noch so leisen Sohlen daher,  uns so grausam unserer Liebe berauben will.

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