Klaus Ness ist gestorben

 

Der Tod fragt nicht nach Gerechtigkeit.

 

Klaus Ness hat die SPD in Brandenburg verändert. Er hat sie auf Rot-Rot getrimmt. Er hat sie stromlinienförmig als Landesvaterpartei ausgerichtet.

 

Klaus Ness war lange der heimliche und faktische Landesvorsitzende der SPD in Brandenburg.

 

Angefangen hat seine Karriere unter Steffen Reiche, der ihn, den studierten Pädagogen Anfang der 90-ger Jahre als persönlichen Referenten in sein Landesvorsitzenden-Büro nach Potsdam holte. Damals schon fiel Ness mit seiner klaren strategischen Ausrichtung auf, in Kontrast zu seinem eher sprunghaften und unverbindlichem Chef.

 

Ness entwickelte das Modell des Drei-Parteien-Systems in Brandenburg, auch als Modell für ganz Ostdeutschland. Darin wurde eine dauerhafte Machtoption für die SPD beschrieben, die sich wechselseitig ihre Partner, entweder CDU oder PDS, ehemalige SED, heutige Linkspartei, aussuchen konnte. Natürlich geschah das unter Loslösung von der Verantwortung dieser Partei für die Diktatur der SED in der DDR. Der Diskurs über die Abwehr totalitären Handelns und Denkens, die Auseinandersetzung mit deren Folgen, der für die SDP noch essentiell war, war Ness Sache nicht.

 

Die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit Brandenburgs interessierte ihn eher am Rande.

 

Ness war wie geschaffen für die Landespartei unter ihrem Ministerpräsidenten Manfred Stolpe. Er machte sich als vermeintlicher Garant für erfolgreiche Wahlkämpfe unverzichtbar und praktizierte dabei seinen ganz eigenen, eigentümlich macchiavellistischen Stil, freilich unter Aufgabe eines wesentlichen Teils der alten Identität der ursprünglich in der DDR neugegründeten sozialdemokratischen Partei.

 

Dennoch fand 1998 der Höhenflug der Landes-SPD von Brandenburg ein Ende, und die Partei stürzte um fast 20 % ab, was im Ende des Hypes um Manfred Stolpe begründet lag, der wichtige Projekte des Landes, so z.B. die Fusion von Brandenburg und Berlin nicht realisieren konnte.

 

Als klar war, dass unter diesen Bedingungen Steffen Reiche als Landeschef nicht mehr zu halten war, und ein Neuanfang nötig wurde, konnte Ness seinen Einfluß in der Landespartei sogar noch steigern. Unter Matthias Platzeck avancierte er dann auch zum faktischen SPD-Vorsitzenden im Lande Brandenburg.

 

Eine kurze Episode führte ihn an der Seite von Platzeck, der für drei Monate Bundesvorsitzender der SPD wurde nach Berlin, wo er aber so gut wie keine Spuren hinterließ. Beide, sowohl Platzeck als auch Ness, sind hier durch etwaige strategische Neupositionierungen kaum aufgefallen.

 

Danach wurde Ness Generalsekretär des Brandenburger Landesverbandes. Er konnte sich auch endlich seinen heimlichen Wunsch, Mitglied des Brandenburger Landtages zu werden erfüllen, und machte hier schnell Karriere. Auch für den Nachfolger von Platzeck, den heutigen Ministerpräsidenten Woidke, machte sich Ness unverzichtbar. Wahrscheinlich wäre er irgendwann Minister geworden, wenn seine Gesundheit ihm das erlaubt hätte.

 

Klaus Ness hatte etwas Fouché-haftes an sich. Er war verheiratet mit Martina Gregor, ebenfalls Sozialdemokratin und Landespolitikerin.

 

Sein Tod reist eine Lücke in die Machtstrukturen des SPD-Landesverbandes. Ob damit die Chance zu dessen Erneuerung gegeben ist, über ihre offenkundige Notwendigkeit hinaus, ist schwer zu beurteilen.

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