Was man als Bundestagsabgeordneter können sollte?

Um ein Spitzenpolitiker zu sein, was dem Anspruch Bundestagsabgeordneter zu sein oder zu werden inhärent ist, braucht man keine Tricks, sondern Können. Das kann man erwerben, wie das Können für jedes Handwerk, das Leistungen auf Höchstniveau verlangt, wie im Sport, in der Kunst, in der Bildung, in der Wissenschaft und in der Wirtschaft. Dafür braucht man ca. 10 Jahre Zeit, unter der Bedingung, dass man sich dabei auf ein Training einläßt, das Anstrengung, Fleiß und Leidenschaft verlangt. Aber mehr ist es nicht, allerdings auch nicht weniger.

 

Dabei ist die erste Regel, dass man sich auf sich selbst verlassen muß. Zwar braucht man das Gespräch, und auch die Erfahrung anderer. Aber sie sind nicht mehr als eine Anregung, als Hinweisgeber. Man muß selbst die zu lösenden Probleme versuchen zu erkennen, und Lösungen dafür suchen. Und man muß sie verfolgen, bis man bessere Lösungen hat. Das hat was mit trial and error zu tun. Wichtiger aber ist, dass man begreift, dass das der Weg ist, den man gehen muss, und der zum Erfolg führt. Man muß den penetranten Besserwissern, den Nörgelern und Pessimisten aus dem Weg gehen können, ohne sie zu schneiden. Man muß lernen, mit allen Menschen umgehen zu können, ohne sich von ihnen abhängig zu machen, im Guten wie im Schlechten.

 

In der realen Politik steht man immer vor Entscheidungssituationen, die niemand anders je hatte. Alle diese Entscheidungen sind Unikate; nie vorher dagewesen. Darauf gilt es, sich vorzubereiten.

 

Und deshalb braucht es eine innere Unabhängigkeit, die einem nicht in die Wege gelegt wird. Das gilt zwar für alle Menschen. Aber in der Politik ist sie die Voraussetzung schlechthin. Das hat etwas mit Macht zu tun. Die Kehrseite der Macht ist die Verantwortung. Diese Unabhängigkeit gilt es zu erwerben.  Und man kann sie bekommen, wenn man auf seine innere Stimme hört, auf sein Gewissen. Und sie wird sich Schritt für Schritt mit Sicherheit paaren.

 

Wer seinem Gewissen folgt, emanzipiert sich unweigerlich. Moral ist anfangs ein Gefühl, am Ende ist sie Gewißheit. Es gibt keine menschliche Autorität über einem, die das Recht hat zu bestimmen, was richtig und was falsch für einen selber ist. Das darf und muß man mit sich selbst ausmachen.

 

Deshalb ist die folgende Liste keine Bundeslade. Aber wer sie zu nehmen versteht, wird Gewinn davon haben. Zu trainieren sind:

 

  • die Fähigkeit der Analyse gesellschaftlicher und politischer Probleme. Dafür gilt es, das eigene Denken zu schulen. Es ist die Voraussetzung für die Diagnose gesellschaftlicher Fehlentwicklungen, und damit ihrer Lösungen.
  • die Fähigkeit der Rhetorik. Sie ist das Mittel zur Kommunikation.
  • die Fähigkeit des Textens. Wer komplexere Zusammenhänge, wer Positionen und Standpunkte präzise und nachfragbar beschreiben will, kommt um das Verfassen von Texten nicht herum.  
  • die Fähigkeit zu Entscheiden. Eigenen und fremden Bedenken gilt es auf den Grund zu gehen, um seinen eigenen Kurs zu bestimmen, und handeln zu können, wenn es Zeit ist.
  • die Fähigkeit des Umgangs mit Macht. Man muß verstehen, wem sich die Menschen verfplichtet fühlen. Und man muß einen Weg zu ihrem Vertrauen und ihrer Loyalität finden.
  • die Fähigkeit zum Umgang mit den Medien. Sie ermöglichen Kommunikation mit der Gesellschaft.
  • die Fähigkeit zu Leiten. Als Bundestagsabgeordneter ist man Chef eines Kleinunternehmens.
  • die Fähigkeit der Organisation von Prozessen. Ziele lassen sich in der Regel nur durch viele aufeinander folgende und zusammenhängende Schritte erreichen.
  • die Fähigkeit Kampagnen durchzuführen. Eine Kampagne ist die Durchdringung der Öffentlichkeit mit bestimmten Positionen, Meinungen, Standpunkten oder/und Visionen.
  • die Fähigkeit Auszugleichen. Hier geht es nicht nur um Kompromisse, sondern auch um die Wiederherstellung von Gesprächsmöglichkeiten.
  • die Fähigkeit Versammlungen leiten zu können.
  • die Fähigkeit zum Verwaltungshandeln. Verwaltungen bestehen aus Menschen, die ernst genommen werden wollen, und die in der Regel den Erfolg ihrer Institution wollen.
  • das Wissen um unsere Verfassung, der Geschichte unseres Landes und der Moderne sowie ihrer philosophischen und juristischen Grundlagen.   
  • die Bereitschaft Fähigkeiten auch durch Lernen von anderen zu erwerben. Das heißt bei jenen in die Lehre gehen, die erkennbar können, was einem selber noch nicht gelingt.  

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