Panik

In Deutschland wird Panik geschoben. Schieben kommt aus der „rotwelschen“ Gaunersprache, und bedeutet so viel wie machen oder sein. Richtigerweise müsste ich also beginnen:

 

In Deutschland wird Panik verbreitet.

 

Man kann das darin spüren, dass die Vernunft, die rationale Überlegung oder Betrachtung in den Hintergrund rückt. Ruhe und Besonnenheit, die Tugenden eines denkenden Menschen, seine Fähigkeit zur Reflexion sind eher selten geworden.

Anzeichen dafür sind die Angst vor Ausländern, besser vor Flüchtlingen, die Angst vor dem Islamismus oder der geradezu hysterische Umgang mit sachlichen Überlegungen, an deren Ende nicht die Panik steht, sondern die Erkenntnis, dass Ausländer nicht der Inbegriff des Bösen sind, sondern sogar Gewinn bedeuten können.

 

Viele Menschen wollen Sicherheit. Seit dem berühmten Spruch von der Merkel: „Wir schaffen das!“, wähnen sie sich in Unsicherheit. Und sie fühlen sich von ihrer Mutti im Stich gelassen. Sie wendeten sich von ihr ab, reagierten mit Liebesentzug. Der war so heftig, dass selbst als „Mutti“ gemerkt hat, was sie da für eine politische Lawine losgetreten hat, und umzusteuern begann, ihre ursprünglichen Anhänger nicht mehr bereit waren zu ihr zurückzukehren.

 

Zweifelssohne regiert bei diesen Menschen die Angst.

 

Doch wo kommt sie her? Deutschland hat viel mehr hinter sich, als nur die knappe Million Flüchtlinge, die uns 2015/6 heimgesucht haben. Deutschland war zerstört, und ist wieder auferstanden, um es mit Becher zu sagen. Deutschland wurde zum Schauplatz  des 30-jährigen Krieges, verlor fast ein Drittel seiner Bevölkerung und war nahezu 100 Jahre ein Schatten seiner selbst. Deutschland trägt zwar keine Alleinschuld am 1.Weltkrieg, doch hat es ihn verloren, samt eines großen Teils seiner Gebiete. Es wurde aus der Völkergemeinschaft ausgestoßen und volkswirtschaftlich und finanziell fürchterlich zur Ader gelassen. Und doch war es 20 Jahre später wieder so stark, dass es mit seinem nun tatsächlich allein von ihm verursachten und vorangetriebenem 2. Weltkrieg in der ganzen Welt Angst und Schrecken verbreitete. Danach war Deutschland sogar seinen Staat und die Einheit der Nation los, ganz zu schweigen von einem weiteren nunmehr ungleich größerem Gebietsverlust als nach dem 1. Weltkrieg.

Es hat eine zweistellige Flüchtlingszahl an Vertriebenen in seinem nunmehr verkleinerten Gebieten verkraften müssen, ohne das daraus ein größeres Erdbeben entstand.

 

Bereits 10 Jahre nach dem Krieg, wurde, zumindest die Bundesrepublik wieder in der ganzen Welt wegen seiner volkswirtschaftlichen Leistung bewundert, während die europäischen Siegermächte sich von einer Wirtschaftskrise zur nächsten hangelten.

Von der technologischen Leistungsfähigkeit, dem wissenschaftlichen Potential, den künstlerischen Leistungen, der politischen Stabilität will ich hier gar nicht reden. Auch nicht von der Deutschen Einheit oder der friedlichen Revolution 1989/90. Das waren Sternstunden, nicht nur der Deutschen sondern auch der Weltgeschichte.

 

Wir haben nicht wenig, worauf wir stolz sein können, und wir haben genauso viel was uns demütig machen sollte.

 

Doch in der Angst vor den Flüchtlingen spielt das alles keine Rolle, zumindest bei einem großen Teil der Bevölkerung.

 

Wahrscheinlich liegt die Ursache dieser Panik nicht in den Flüchtlingen selbst. Vielleicht sind die mehr Auslöser als Ursache dieser Ängste.

 

Wahrscheinlich ist die Geschichte der zurückliegenden Jahrzehnte nicht richtig verarbeitet worden. Vielleicht ist die verdrängte Schuld des 2. Weltkrieges eine der Ursachen. Vielleicht ist die Vereinnahmung der friedlichen Revolution 1989 durch den Westen mit eine der Ursachen für die Panik. Ich weiß es nicht wirklich.

 

Ich stelle immer wieder nur fest, wie schnell Verschwörungstheorien, und sogar ideologische Erklärungsmuster ins Kraut schießen. Die 68-ger sind davon durchdrungen. Ausgerechnet der aus der DDR stammende Dutschke produzierte dabei eine unerträgliche neu-marxistische Propaganda, die wenn sie auch an kritikwürdigen Zuständen in der alten Bundesrepublik Anstoß nahm,  ihrer Verdrängung von Schuld, ihrer Rettung der nationalsozialistischen Eliten, die Bundesrepublik selbst verdammte und zur Gewalt gegen sie aufrief.

 

Heute sind es kriminelle Ausländer, auf die die Polizei nicht vorbereitet war, die Herausforderungen des terroristischen Islamismus, der in Deutschland angekommen ist, eine islamische Lebensweise, die sich an unserer reibt, eine EU, deren Dauerkrise ihre Erfolge überdeckt, und die Instabilitäten im europäischen und orientalischen Ausland, die zu Verschwörungstheorien Anlass geben.

 

Da wird schon mal die Propaganda islamistischer Hassprediger mit der Wirklichkeit verwechselt. Da fühlt man sich schwach, weil andere sich stark fühlen. Kurz, Gefahren werden übertrieben, die eigene Stärke wird ignoriert, die Abwehrkräfte verkümmern.

Wir müssen tun, was wir immer tun müssen, analysieren und handeln.

 

Jedes einzelne unserer Probleme lässt sich auf diese Weise lösen. Da braucht man nicht auf die Presse zu schimpfen, oder auf die Politik, man muss nicht einzelne Minister zu Unpersonen erklären, man muss die Merkel nicht dämonisieren, oder Seehofer nicht in den Himmel heben. Was uns fehlt ist nicht das Vertrauen in die Politik sondern das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

 

 

 

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Kommentare: 6
  • #1

    detlef wenzel (Donnerstag, 12 Januar 2017 17:02)

    ich versuche es mal auf einen punkt zu bringen: glaube nicht alles,was du denkst

  • #2

    Stephan Hilsberg (Freitag, 13 Januar 2017 09:06)

    Nicht zu glauben, was man denkt, ist ein Widerspruch in sich. Denn was man denkt, das glaubt man auch. Besser ist wohl der Rat: Glaub nicht alles, was Du hörst und siehst.

  • #3

    detlef-wenzel (Freitag, 13 Januar 2017 09:51)

    hallo mein guter,ich meinte natürlich mit meinem spruch, dass der mensch ja seine Umwelt erlebt. das erleben wird ja oft von anderen umständen gesteuert was er dann glauben soll wird bei vielen menschen zum denken. ich denke einfach das die Mehrheit der menschen glaubt zu wissen wo gegen sie ist, aber die wenigsten wissen wo für sie sind. können wir uns so einigen? viele grüße ins Wochenende.

  • #4

    Stephan (Freitag, 13 Januar 2017 10:12)

    Ja, da hast Du wohl Recht. Die meisten Menschen glauben ohnehin, sie wüßten sehr viel, fast alles was nötig ist und wichtig. Aber es sind nur Annahmen, an die sie glauben.

  • #5

    detlef-wenzel (Freitag, 13 Januar 2017 19:47)

    danke für deine Gedanken,es sollten mehr leute hier sich mit denken beschäftigen .auf diesem wege noch schnell meinen dank zu deinem weihnachtsgruß, ich habe mich sehr gefreut und soll dich auch von meiner frau grüßen.

  • #6

    DETLEF-WENZEL (Mittwoch, 25 Januar 2017 17:34)

    hier mal ein amerikawitz,,gehört in einem film aus den 80ziger" drei Amerikaner laufen an einem strand lang,da finden sie einen flaschengeist. somit haben sie drei wünsche frei. der erste sagt ,ich wünsche das alle meine Landsleute wieder in Mexiko leben.promt sind alle Mexikaner zu hause.der zweite wüscht,dass auch seine Landsleute nach Afrika kommen, promt sind alle zu hause in Afrika. der dritte,ein weißer Amerikaner überlegt lange,dann wünscht er nur eins, Koks.