Gesprächszirkel

Bei meinem gestrigen Vortrag in Osterholz (bei Bremen) bin ich von einer munteren Gruppe von der  SPD AG 60+, die unter Leitung von Arne Börnsen dort seit vielleicht einem Jahr regelmäßig zu Veranstaltungen zusammenkommt, empfangen worden. Es hat sich ein langes und interessiertes Gespräch angeschlossen. Dafür war Bedarf vorhanden. Dass ich mich selbst dabei wohl gefühlt habe, brauche ich kaum zu erwähnen. 

 

Das erzähle ich deshalb, weil diese Veranstaltungsreihe dort unter Eigenregie entstanden ist, und weil die Leute ganz offensichtlich an solcherart Vorträgen, wie ich ihn gehalten habe interessiert sind. Aber das betrifft nicht nur mich, sondern alle anderen, die dort auch zu Gesprächen und Vorträgen eingeladen werden. Seit der Beginn der Veranstaltungsreihe ist die Anzahl der Teilnehmer gewachsen. 

 

Nebenbei erzählte mir mein ehemaliger Kollege Arne Börnsen, wie ich MdB a.D., dass er auch einen kleinen Gesprächskreis bei sich zu Hause ins Leben gerufen hat, der dort monatlich tagt. Er widmet sich einem sehr spezifischen, aber modernen und aktuellem Thema, den digitalen Netzen. Also allem, was mit Internet, Mobilfunk, Frequenzen, Netzausbau, Telekom usw. zusammenhängt. Es ist ein Thema, dass unter dem Stichwort der Netzneutralität durchaus auch in der Öffentlichkeit heiß diskutiert wurde. 

 

Solche Gesprächszirkel können sehr belebend sein. Sie erfüllen gleich mehrere Funktionen gleichzeitig. Sie klären auf, schaffen einen Diskurs, stellen auch eine kleine Gemeinschaft her, stiften vielleicht sogar Freundschaften, oder vertiefen sie. Sie erfüllen den bei allen Menschen vorhandenen Bedarf nach Austausch, Informationen, Erkenntnissen und Beteiligung. 

 

Ich selbst habe mich mal in den 90er Jahren an der Schaffung eines Gesprächszirkels ehemaliger DDR-Oppositioneller beteiligt, der dann regelmäßig bei Bärbel Bohley in ihrem Atelier im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg stattfand, bis diese nach Bosnien ging, um dort ein Kinderheim zu betreuen. Das war spannend, denn es ging um das Selbstverständnis der ehemaligen DDR-Opposition nach friedlicher Revolution und Deutscher Einheit, die nicht gerade von jedem der Oppositionellen gewünscht war, aber zu der sie, und zwar mehr als viele andere beigetragen hatten. 

 

Es gehört wohl nicht viel dazu, so etwas zu organisieren. Und sie schaffen in jeder Hinsicht für alle Beteiligten intellektuellen Gewinn. 

 

Arne Börnsen hat gleich zwei dieser Gesprächskreise mit aus der Taufe gehoben. Wobei es selbstverständlich ein Unterschied ist, ob ich versuche für die Mitglieder der AG 60+ der SPD von Osterholz, die immerhin, wenn ich mich richtig erinnere fast 300 an der Zahl sind, inhaltlichen Input organisiere, oder ob ich mich mit einem kleinen Kreis in brainstorming-Format einem spezifischen Thema widme. 

 

Es ist eine nachahmenswerte Initiative. Denn wir haben alle etwas zu sagen und auch mitzuteilen. Das kann man nicht, wenn man alleine bleibt. Wir stoßen an unsere eigenen engen Grenzen unseres ganz persönlichen Denkens, wenn wir uns nicht dem Diskurs stellen. Gesprächszirkel schaffen eine neue Perspektive. Sie sind fast ohne Aufwand zu organisieren. Das hat auch etwas mit Politik zu tun, mit Freiheit und Verantwortung, und der politischen Dimension unserer eigenen Persönlichkeit, unseres eigenen Ichs. 

 

Nachahmenswert. 

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