Der Maulkorberlass gehört abgeschafft


Den Berliner Lehrern, sogar den Direktoren der Berliner Schulen ist es verboten, die Medien zu kontaktieren, um auf ihre Schulprobleme hinzuweisen. 

 

Diese Maßnahme hat zu unerträglichen Situationen an den Berliner Schulen geführt, sie hat keine der Probleme dort gelöst. Sie hat sie im Gegenteil vergrößert und ist einer der Gründe dafür, dass in Berlin über 100 Direktoren – Stellen unbesetzt sind.

 

Nur die Schulverwaltung profitiert scheinbar davon, und auch nur hier diejenigen innerhalb dieser an und für sich notwendigen Institution, die ihre Zeit nicht mit der Suche nach vernünftigen Lösungen für ihre Schulen, geschweige denn mit der Unterstützung ihrer Schulen und zur Verbesserung der pädagogischen Arbeit der Schulen verschwenden wollen. Aber in der Tat profitiert die Verwaltung nur scheinbar. Denn zum Schluss leidet sie selber drunter. 

 

Der Maulkorberlass, der ja beamtenmässig begründet sein mag, hat in der Tat den Dienst nach Vorschrift befördert, er hat mutige und couragierte Mitglieder des Lehrerkörpers diskreditiert und an den Pranger gestellt. Er hat die Schulverwaltung von Kritik befreit, und damit die Lösung der kritikwürdigen Zustände verhindert. 

 

Eine Verwaltung, die von sich aus nicht in der Lage ist, auf innere Anregung hin, Missstände abzuschaffen, die ihren Job nicht macht, wird zu einem politischen Problem. Doch die Öffentlichkeit erfährt in Berlin nur in Ausnahmefällen von den Missständen, und zwar immer nur dann, wenn der Problemdruck bei einzelnen Schulen so groß geworden ist, dass die Probleme aus der Schule herausschwappen, oder wenn der Lehrerschaft angesichts des Problemdrucks die angedrohten disziplinarischen Konsequenzen gleichgültig geworden sind. Solche Fälle hat es in der Rütli-Schule gegeben, oder jüngst bei der Spreewaldschule, deren Direktorin öffentlich ihren Job hingeschmissen hat. 

 

Ein Maulkorberlass, mit der die eigenen Direktoren an die Leine gelegt werden, steht für eine Verwaltung, denen Ruhe an der Front wichtiger ist, als die Lösung von Problemen in und für die Schulen. Er hat nicht nur den Schulen geschadet, den Problemdruck dort auf zum Teil unerträgliche Höhen geschraubt, zu Unterbesetzungsproblemen geführt, und Personal verschlissen. Er hat vor allem den Schülern geschadet, dem Auftrag der Schule allgemein, und zum Schluss der ganzen Institution Schule in den Augen der Eltern, und all jenen, die wissen wie wichtig der Bildungs- und Erziehungsaufttrag der Schulen ist. Er hat Vertrauen zerstört, statt, wie wohl ursprünglich beabsichtigt, es zu schützen. 

 

Der Maulkorberlass ist ein Beispiel für das einer Demokratie unwürdigen obrigkeitsstaatlichen Denkens, das in eine moderne und offene Gesellschaft nicht passt.

 

Er ist kontraproduktiv, ja er schadet der Schule. 

 

Eine öffentliche Institution wie die Schule muss es aushalten, dass die Öffentlichkeit über sie redet. Eine Schulverwaltung muss es aushalten, dass über ihre Verantwortung öffentlich geredet wird. 

 

Leider hat die in Berlin praktizierte Art von  Informationssperre sogar dazu geführt, dass sich nicht einmal die Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus ausreichend mit den teilweise skandalösen Zustände an ihren Schulen beschäftigt; eine Aufgabe, die originär Sache der Opposition ist. Denn wozu ist denn Opposition da, als kritisch, aber genau deshalb eben konstruktiv die Arbeit der Regierung zu begleiten. 

 

Er hat auch dazu geführt, dass sogar die politische Leitung der Schulverwaltung, die in Form von Senatoren und Staatssekretären in der Regel von Leuten besetzt wird, die nicht aus dem internen Kreis der Verwaltung kommen, die also unabhängig sind, und sich in der Verwaltung durchsetzen könnten, damit diese endlich ihren Job macht, die sich aber dennoch von ihrer Verwaltung so einlullen lassen, dass seit über 30 Jahren nicht mehr dafür gesorgt wird, dass diese Verwaltung also endlich begreift, dass eine ihrer wichtigsten Aufgaben die Unterstützung der Schulen ist, statt die Lehrerschaft zu verschleißen. 

 

Der Maulkorberlass hat, das kann man sagen Schaden gestiftet. Er gehört schon lange abgeschafft. 

 

Und angesichts der bisherigen Zustände wäre es das Beste, die Lehrer würden kollektiv sofort damit beginnen, ihn zu ignorieren, regelmäßig den Kontakt zur Presse suchen jedes Problem skandalisieren. Denn nur so kommt endlich der Druck aus den Schulen in die Verwaltung hinein, da wo er hingehört. So würde der Maulkorberlass überflüssig, weil wirkungslos, und dann könnte man ihn auch bedenkenlos streichen. Aber noch besser wäre es, die Koalition würde sich der Zustände an den Schulen mal annehmen, und aufhören, ihr Heil im Nichtwissen, Nichthören und vor allem leider im Nichtmitfühlen suchen. Kurz es wäre gut, wenn die Schulverwaltung endlich begönne, ihren Job zu machen. Doch dafür muss sie sich öffentlich ihrer Verantwortung stellen. Wieder einmal zeigt sich, dass die inneren Kontrollmechanismus nicht funktionieren können, wenn die vierte Gewalt ihr dabei nicht helfen kann.