Rudolf Hamburger: Zehn Jahre Lager

Lesart „Kurz & kritisch“ Kurzrezension für Deutschlandradio 21.Dezember 2013

Rudolf Hamburger

Zehn Jahre Lager

Als deutscher Kommunist im sowjetischen Gulag

Ein Bericht

Siedler-Verlag München 9.September 2013

240 Seiten, 19,99 €

Dieses Buch ist eine Entdeckung. Und für den Autor kommt es einer Rehabilitierung gleich. Zehn lange Jahre hat Rudolf Hamburger in den Stalin‘schen Lagern gesessen. 20 Jahre nach seinem Tod ist posthum seine Erzählung über diese Tortur erschienen. Bemerkenswert daran ist das Buch an sich. Obwohl Hamburger, Architekt und Stadtentwickler, kein Schriftsteller war und auch keiner sein wollte, ist sein Zeitzeugenbericht große Literatur. Geschrieben hat er ihn in den 70-ger Jahren in der damaligen DDR, wo er einer der Stadtentwickler von Hoyerswerda war.

Das Buch nimmt einen hinein in die Athmosphäre der Stalinschen Gefängnisse, der Arbeitslager, des Hungers und der Todeserwartungen. Aber es beschreibt auch Freundschaften, Mitgefühl und Nächstenliebe. Hamburger schreibt anschaulich. Die eigene Phantasie hat es nicht schwer, sich ihn dort vorzustellen, die Mitgefangenen und Aufseher, die Baracken und Eisenbahnzüge, die Untersuchungshaft und die Mafiastrukturen der kriminellen Mitgefangenen. Und nicht symbolisiert die Lagerhaft so sehr, wie Hamburgers Erfindung des Lagergespenstes.

Das Buch behandelt viele Fragen, die sich dem Leser stellen nicht. Doch Hamburgers Ziel, die Wahrheit über seine Lagererfahrungen dem Leser näherzubringen, ist ihm auf eindrucksvolle Weise gelungen.