Apelt - Neuanfang im Westen

Lesart „Kurz & kritisch“ Kurzrezension für Deutschlandradio 21.Dezember 2013

Andreas H. Apelt (Hg.)
Neuanfang im Westen
Zeitzeugen berichten
1949–1989
240 S., Br., 130 x 200 mm, mit s/w-Abb.
ISBN 978-3-95462-020-3

 

Das Buch ist eine leichte, dennoch beeindruckende Lektüre. Ca. 20 Leute schildern nach ihrer Flucht aus der DDR in den Westen ihren dortigen Neuanfang. Darunter so bekannte Namen wie die Schauspielerin Eva-Maria Hagen, ihr Kollege Armin Müller-Stahl oder der Berliner Fernsehjournalist Jürgen Engert. Das sind keine Geschichten vom Glück allein. Die Freude im Westen frei zu sein, schimmert in allen Erzählungen zwar durch. Doch hervor stechen der tiefe Einschnitt den das Verlassen ihrer Heimat im Osten bedeutet hat. Niemanden ist das Weggehen leichtgefallen. Viele schildern ausführlich, dass sie gehen mussten, weil ihnen Verfolgung drohte, oder die SED sie mit Berufsverbot belegt hat, oder weil sie keine Chance hatten ihre persönlichen Lebensvorstellungen zu verwirklichen. Bei jedem von ihnen war der im wahrsten Sinne des Wortes „Grenzübertritt“ mit Angst verbunden. Und für jeden war der Neuanfang auch ein Risiko. Aber er war keine persönliche Stunde Null. Die Erfahrungen in der DDR wirkten nach. Sie haben die westdeutsche Gesellschaft bereichert. Und natürlich war ihr Weggang ein Verlust für den Osten, doch waren die Menschen hier eben nicht frei. Ärgern mußte sich vor allem die SED, die doch auch die Ursache ihrer Flucht war. Und so zeigt auch dieses Buch, wie eng bei aller Trennung, trotz der von der DDR errichteten Mauer, die beiden deutschen Staaten Bundesrepublik und DDR miteinander verbunden waren.