Thiemann - Wo sind die Toten von Hoheneck
Lesart „Kurz & kritisch“ Kurzrezension für Deutschlandradio 21.Dezember 2013
Ellen Thiemann
Wo sind die Toten von Hoheneck?
Herbig Verlag,
ISBN-13: 9783776627503 271 Seiten
eBook zu EUR 14,9
Ellen Thiemanns“Wo sind die Toten von Hoheneck?“ ist ein schwieriges Buch. Nicht dort, wo es ein Erlebnisbericht ist, da liest es sich fesselnd. Und auch nicht dort, wo es der Frage, die sein Titel stellt, nachgeht. Ellen Thiemann hat wegen Republikflucht selber 3 Jahre in Hoheneck gesessen, das war der größte Frauenknast in der DDR, errichtet ursprünglich im 19.Jahrhundert in einer alten Burganlage in der Nähe des erzgebirgischen Ortes Stollberg. Jetzt wird aus diesem Gefängnis eine Art Gedenkstätte gemacht. Das ist völlig richtig so. Hier spielten sich schlimme Schicksale ab, für die die DDR verantwortlich ist. Eine hohe Selbstmordrate, und Gräber deren Inhalt keiner kennt, sind die Folge. Sie stellen uns heute vor hohen Ansprüche, was die Aufarbeitung angeht. Dass die Staatssicherheit der DDR in diesem Gefängnis besonders wachsam war, nimmt nicht wunder. Frau Thiemann versucht das aufzuarbeiten. Doch gelingt es Ellen Thiemann nicht, die als Journalistin mit Sprache umgehen kann, ihren Stoff sachlich und systematisch zu präsentieren. Viele Themen werden nur angerissen und zusammenhanglos präsentiert. Ellen Thiemann polemisiert und kippt nicht selten in Selbstgerechtigkeit um. Das ist der Stil der Boulevardpresse. Und damit erweist Frau Thiemann sich und ihrer selbstgestellten Aufklärungsarbeit leider einen Bärendienst.